Urtextperle POIKILOS - bunt

Ist Bibellesen trockene Lektüre? Ja, leider für viele Leser. Aber es müsste nicht so sein. Genauere Übersetzungen und etwas Fantasie könnten trocken empfundene Texte zum Lesegenuss "aktivieren". Allgemein gebräuchliche Worte, die so sind, dass man sie eigentlich nicht mehr unmittelbar wahrnimmt, gewinnen "Farbe" und erwecken Interesse, wenn man um ihre tiefere Bedeutung weiss. Im griechischen Wort POIKILOS haben wir ein gutes Beispiel dafür. Machen wir einen Test: Lesen Sie Matthäus 4,24. Dort heilt Jesus mancherlei Krankheiten.

Der Zusatz "mancherlei" steht in fast allen Übersetzungen und fällt nicht sonderlich auf. Man weiss jetzt, dass Jesus mit verschiedenen Krankheiten keine Heilungsprobleme hatte. Interessant? Ja. Spannend? Nein. Spanned wäre, wenn "mancherlei" (POIKILOS) korrekterweise mit "bunt" übersetzt würde. Dann hiesse es: Jesus heilt "allerlei Kranke mit bunten Krankheiten". Das Wort "bunt" in diesem Zusammenhang regt zum Nachdenken an. Die Frage, was damit gemeint sein könnte, reizte mich.

Als ich das meinem Arzt erzählte, meinte er: "Das ist doch klar - ich kann gewisse Krankheiten bei meinen Patienten schon an ihrer Komplexion (Beziehung zwischen Augen, Haar und Hautfarbe) erkennen".

Bunte Krankheiten können aber auch für Nicht-Mediziner interessant sein - um ihrer geistlichen Bedeutung willen. Einige Menschen, so wie ein bekannter Spruch sagt, verhalten sich ja wie "bunte Hunde". "Bunt" als Adjektiv wird in der Schrift oft verwendet. Überall, wo man "mancherlei, mannigfaltig" im Neuen Testament liest, steht POIKILOS, bunt.

Beispiele: Nicht mancherlei Lüste, sondern bunte Lüste (2.Timotheusbrief 3,6); nicht mancherlei Kräfte, sondern bunte Kräfte; nicht mancherlei Versuchungen, sondern bunte Versuchungen (Jakobusbrief 1,2). Ein Vorschlag zum Nachdenken: Was könnten "bunte" Versuchungen bedeuten? Was "bunte" Kräfte? Wie könnte man das erleben?

Das Wort "bunt" steht auch in Beziehung zu göttlicher Gnade (1.Petrusbrief 4,10) - die man sicher bei bunten Lehren ( Hebräerbrief 13,9) zur Unterscheidung der Inhalte bräuchte. Wir werden "farbiger" denken, wenn wir die Buntheit der Schrift auf ein Neues entdecken. Wagen wir mehr Fantasie beim Bibellesen und genießen eine "bunte Schrift"!

Nur einmal im Neuen Testament kommt eine Steigerung des Ausdrucks "bunt" vor: Es ist die "vielbunte" (POLYPOIKILOS) Weisheit Gottes (Epheserbrief 3,10), die auch an die viel-abgestuften Farben des Regenbogens erinnert, an diesen äonischen (ewigen) Bund Gottes, der als Versprechen der "bunten" Bewahrung aller "bunten" Lebewesen auf Erden gilt (1.Mose 9,13-17).

JoomShaper