Urtextperle ZYGOS - JOCH

"Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch (griechisch: ZYGOS) und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht". Diese Einladung von Jesus im Matthäus-Evangelium 11,28-30 ist so bekannt, dass ein bibelkundiger Christ beim Stichwort "Joch" sofort an diesen Text denkt. Zu recht. Denn viele Menschen empfinden das Leben wie unter einem Joch. Eingespannt, eingezwängt, Lasten-ziehend. Aber viele, die nicht mehr so leben wollen, nehmen das Angebot von Jesus an: Sie nehmen sein Joch zu ihrem Joch und vertrauen auf seine Hilfe. Diese Erleichterung kommt zusätzlich mit einem Lernprozess. Sie entdecken mit Jesus, wie ein gottgewolltes Leben selbst unter einem Joch "lebbar" und erfüllend werden kann. Und zur Ruhe der Seele führt.

Wie soll ich mir das vorstellen?

Vielleicht am besten mit einem einfachen Bild:
Ich wäre wie ein Zugtier vor einem Karren mit einem drückenden Joch um Hals und Schulter.
Plötzlich käme Jesus zu mir und schlüpfte mit unter mein Joch. Er zieht nun meine Last mit mir und ermutigt mich dabei, durchzuhalten. Er lehrt mich, die richtigen Bewegungen synchron mit ihm zu machen. Und er zeigt mir immer wieder den Sinn und das Ziel der Arbeit unter dem Joch: Die kommende Belohnung meines Lebenslaufs.

Das Joch kommt in der Bibel oft vor. Im Alten Testament legt der Prophet Jeremia ein Joch um seinen Hals, um seinem Volk mit einer eindrücklichen Bildpredigt aufzuzeigen, unter dem Joch des babylonischen Eroberers zu bleiben, bis Gott dem Volk die Freiheit wieder zurückgäbe (Jeremia Kapitel 28).

Im Neuen Testament schreibt Paulus den Korinthern in seinem 2.Brief (Kapitel 6,4): "Zieht nicht am fremden Joch mit Ungläubigen. Denn was hat Gerechtigkeit mit Gesetzlosigkeit zu schaffen? Was hat Licht für Gemeinschaft mit Finsternis?" Paulus erwähnt noch einige andere Gegensätze, die sich unter demselben Joch nicht vertragen würden. Er sieht in seinem bildlichen Vergleich ein doppeltes Joch (ZYGOS), das mit einem Gestänge über zwei Zugtieren liegt. Dieses Joch verlangt einen Gleichschritt, der nur gut mit zwei gleichen Ochsen oder zwei gleichen Eseln funktioniert. Also warnt Paulus vor unpassenden Gemeinschaften.

Dieses doppelte Joch heisst auch ZYGOS, wie das einfache Joch in der Aussage von Jesus. ZYGOS wird überall im Neuen Testament mit "Joch" übersetzt. Mit einer Ausnahme. Im Text der vier sogenannten "apokalyptischen Reiter" in der Offenbarung Kapitel 6,5-6 bringt der Reiter auf dem schwarzen Pferd eine wirtschaftliche Not ins Land. Es geht um den Preis des lebensnotwendigen Korns. Es muss rationiert werden, genau abgewogen werden. Um dies symbolisch darzustellen, trägt der Reiter eine Waage in der Hand. So steht es in fast allen Bibelübersetzungen. Aber der griechische Text gebraucht auch hier das Wort ZYGOS. Das Bild einer breiten Markt-Waage passt gut zum Verständnis einer Abwägung. Verwandeln darum die meisten Übersetzer die Bedeutung des ZYGOS von "Joch" zu "Waage"? Das führt jedoch - meiner Meinung nach - den Bibelleser auf eine falsche Spur. Vielleicht sollte das Joch des schwarzen Reiters den Bibelkenner an die bekannte Situation im Leben des Propheten Jeremia erinnern?

Damit erhält das Angebot von Jesus eine neue Bedeutung: "Kommt her zu mir alle...und nehmt auf euch mein Joch".

JoomShaper