Jona
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- Kategorie: Jona
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Die Autoren:
- Andrea Giorgio Xandry ist Mentor und Bibelgriechisch-Lehrer
- Patrizio Delle Case ist Konsulent.
Die * mit Zahlen weisen auf erklärende Fussnoten hin, die sich am Ende des PDF-Dokumentes befinden.
Bibeltext zu Jona, Kap. 1,1-2:
Es geschah das Wort des Herrn zu Jona dem Sohn Amitthais und sprach: "Mache dich auf und geh in die große Stadt Ninive und predige wider sie, denn ihre Bosheit ist heraufgekommen vor mich".
Das hat mir gerade noch gefehlt! "Wegen ihrer Bosheit" soll ich nach Ninive und ihnen den Marsch blasen!? Habe ich nicht schon genug an Bosheit und Gottlosigkeit hier in meinem eigenen Land? Das Panoptikum an Sünden am Hofstaat von unserem König Jerobeam II breitet sich hemmungslos in Samaria und Israel aus. Mein Kollege Amos und ich tun, was wir als Propheten tun können und mahnen und warnen und drohen und beschwichtigen und trösten und offenbaren und werden ausgelacht und aus dem Tempel gejagt (Amos nennt sich übrigens nicht Prophet und ist doch einer. Starker Mann, starke Worte!).
Ich bin schon länger im Job und zur Zeit hängt er mir besonders an. Ich hab' zwar das Wort des Herrn unter die Leute zu bringen, aber momentan keine große Lust dazu. Das war ja nicht immer so. Ach, die guten alten Zeiten, als sich der König auf meine von Gott weitergegebene Unterstützung verließ und ganz Israel wieder zurückeroberte. *1) Glanz und Gloria. Doch: Was solls? Tempi passati. Jetzt muss ich gut durchatmen ...
Der Herr scheint es tatsächlich ernst zu meinen: Ich soll nach Ninive predigen gehen! Gott will offenbar zu ihnen reden, und das ausgerechnet in der Hauptstadt dieses eroberungslüsternen Großreiches, den Feinden aller Welt, mein Land inklusive!
Fussnoten
Kapitel 1,2 Fußnote 1)
Jerobeam II, König im Nordreich, stellt die alten Grenzen Israels wieder her, gestützt durch die Prophetien von Jona (2.Könige 14,24-25).
In die Regierungszeit von Jerobeam II (784-744 vCh) fällt das Auftreten der Propheten Hosea, (750 vCh) Amos und das von Jona (ca.760 vCh).
Ninive wird schon sehr früh in der Bibel genannt (1.Mose 10, 9-12). Der Bezug zu Nimrod weist schon auf den aggressiven Großmacht- und Eroberungsgeist von Assur (Reich Assyrien) hin. Die Ruinen der gewaltigen Hauptstadt Assyriens liegen am Tigris, am Zusammenfluss mit dem Fluss Chausar im heutigen Staat Irak.
Jona war klar, dass durch die Sünden Israels das Strafgericht Gottes nicht ausbleiben wird. Und Assur bietet sich dafür als ausführendes Organ geradezu an (siehe 2. Könige 18,13 ff als der König Sanherib als Bedrohung einmarschiert). Man erklärt sich Jonas Verweigerung nach Ninive zu gehen mit seiner Ahnung um Gottes Barmherzigkeit. Könnte Gott nicht planen, durch Jonas Predigt Ninive zu erretten? Aber wäre es nicht besser, dass Ninive umkäme? Dann fiele das Strafgericht gegen seine Heimat aus ...
Die Assyrer sind nach Ansicht einiger Gelehrter von ihrer Herkunft her reine Semiten, was auch das Geschlechtsregister aus Genesis 10,22 voll unterstützt. Der semitische Charakter ihrer Sprache erkennt man bis in Details. Zudem bestätigt diese Annahme ihr physischer Typ, ihre Physiognomie und ihre kulturellen Eigenschaften. Die im Alten Testament dargestellten israelitischen oder auch jüdischen Bräuche ähneln sehr den assyrischen. Selbst ihre heutigen Nachfahren, die sich immer noch als Chaldäer bezeichnen und deren Siedlungsgebiete um Mossul im heutigen Staat Irak liegen, können geschichtlich auf die Assyrer zurückverfolgt werden. Sie sprechen einen semitisch geprägten Dialekt.