Die vier Arten der Liebe im NT

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Wie können wir die Liebe Gottes besser verstehen?

Eine Studie über die vier Arten der Liebe im NT: Eros, Storgä, Philia und Agape.

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Vier Arten der Liebe, in vier Ausdrücken 'eingefangen'! Das Thema Liebe ist so unendlich wie sein Urheber, sein Schöpfer. Denn sagt das Wort Gottes nicht im 1.Johannesbrief 4,8 und 16, dass 'Gott Liebe ist'? Dazu kommt die Liebe der Menschen, was immer sie auch darunter verstehen. Oder wie sie die Liebe verstehen und ausüben.

Das ergibt zur Zeit mehrere Milliarden Möglichkeiten. Schwindelerregend. Dennoch wage ich mit dieser Studie einige biblisch verstandene Tröpfchen Liebe aus dem Ozean an Liebe herauszufiltern.

Gott ist Liebe.

Er ist Liebe. Er hat keine Liebe. Hätte er Liebe - als Besitz - so könnte er sie mindern oder mehren. Da sein Wesen aber Liebe ist, ist alles was er ist oder tut oder nicht tut - Liebe.

Erleben wir 'Angenehmes' mit Gott, zum Beispiel Gebetserhörungen oder finanzielle Segnungen, dann verstehen wir seine Liebe besser als wenn wir durch schwere Zeiten gehen. Kommen gar Gerichte persönlicher oder kollektiver Art über uns, dann erkennen selbst viele gläubige Christen nicht mehr viel von Gottes Liebe. Schade. Denn Gott macht NICHTS OHNE LIEBE, nichts ohne einen liebenden Grund. Er denkt aber in anderen Zeitabständen und hat den zusammenhängenden Überblick ALLER Geschehnisse.
Durch sein Wort lässt er uns in seine Denkart und seine Zukunftsabsichten Einblick nehmen. Darum ist ein regelmässiges und tieferes Studium seines Wortes so wichtig. Und natürlich der Glaube, dass man die einzige richtige und zuverlässige Quelle seiner Herzensgedanken liest!

Eros.

EROS, das erste von mir untersuchte Wort für 'Liebe im NT': Dieser Ausdruck ist zwar griechisch, kommt aber als einzelnes Wort nicht im griechisch geschriebenen Text des Neuen Testaments vor. Wir finden EROS nur versteckt im Namen ERASTOS, in Apostelgeschichte 19,22/Römer 16,23/2.Tim 4,20.
Ausgerechnet der heutzutage fast allgegenwärtige EROS ist nur in einem Namen eingebettet! Die erotische Liebe können wir bestenfalls in Texte wie Epheser 5,28-31 oder 1.Thessalonicher 4,4-5 oder 1.Korinther 7,2-5 hineindenken - ausdrücklich finden werden wir sie auch dort nicht!

Storgä.

STORGÄ, das zweite Wort: Dies ist die kindliche und elterliche Liebe. Sie kommt im NT nur in zusammengesetzten Eigenschaftswörtern vor: ASTORGOS, lieblos (Römer 1,31/2.Timotheus 3,5). In der Zusammensetzung mit der Silbe PHILO- als PHILO-STORGOI (in Römer 12,10 mit 'Bruderliebe' in der Elberfelder Bibel übersetzt) zeigt sich der Übergang zur PHILIA oder PHILADELPHIA, der Bruderliebe. Das ist nicht grundsätzlich falsch, aber bei PHILO-STORGOI wäre die korrektere Übersetzung 'geschwisterliche Freundschaft' anstatt 'Bruderliebe'. Das 'Konkordante Neue Testament' gebraucht diesen Begriff. Jedoch sind sich ja auch in der Praxis die erweiterte Bruderliebe - zum Beispiel in der Gemeinde - und die geschwisterliche Liebe - im grösseren Familienclan - ziemlich ähnlich.

Philia.

PHILIA, das dritte Wort: Dieser Ausdruck kommt in seiner Kürze nur bei Jakobus 4,4 vor. Es ist die freundschaftliche Liebe. Das dazugehörige Adjektiv heisst PHILOS, mit 'lieb, freundlich, befreundet, teuer, wert' und 'Freund' (Jakobus 2,23) übersetzt. Nebenform des gleichen Wortstamms wäre PHILADELPHIA als 'Bruderliebe' (Römer 12,10/1.Thes-salonicher 4,9/Hebräer 13,1/1.Petrus 1,22/2.Petrus 1,7) und als Adjektiv dazu PHILADELPHOS (1.Petrus 3,8).

Der Wortstamm PHIL- wird häufig im Neuen Testament gebraucht. Wir finden ihn in folgenden Wortkompositionen:

Alle obengenannten Worte sind abgeleitet von PHILEO, 'freundschaftlich lieben' - wie in Matthäus 10,37 'etwas gerne tun' - wie in Matthäus 6,5, 'küssen' - wie in Matthäus 26,48.
Es ist das Lieben der natürlichen Neigung. AGPAO dagegen - siehe in dieser Studie das vierte Wort für 'Liebe' - wird als sittliche Tat, als Handlung des freien Willens verstanden.

Die Feinheiten einer Liebesbeziehung.

Johannes zeichnet in seinem Evangelium Kapitel 21,15-17 ein Gespräch zwischen dem auferstandenen Herrn und Petrus auf. Hat Petrus immer noch ein schlechtes Gewissen wegen seiner dreifachen Verleugnung? Hier ist das Gespräch:
"Jesus spricht zu Simon Petrus, liebst (er verwendet AGAPAO) du mich mehr als diese (anderen Jünger)? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weisst, dass ich dich liebhabe (er verwendet PHILEO). Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Lämmlein! Zum zweitenmal spricht er zu ihm: Simon, liebst du mich (AGAPAO)? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weisst, dass ich dich liebhabe (PHILEO). Spricht er zu ihm: Weide (besser: 'hirte') meine Schafe! Spricht er zum drittenmal zu ihm: Simon, hast du mich lieb (PHILEO)? Petrus wurde traurig, dass er zum drittenmal zu ihm sagte: hast du mich lieb (PHILEO)? und sprach zu ihm: Herr, du weisst alle Dinge, du erkennst, dass ich dich liebhabe (PHILEO). Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe!"
Wir sehen die Feinheiten von PHILEO und AGAPAO - zwei Arten zu lieben. Der einst recht vorlaute Petrus ist sehr vorsichtig geworden. Er wagt nicht das starke AGAPAO zu verwenden, wie Jesus es tut. Er antwortet zweimal lieber mit dem 'liebhaben/freundschaftlich lieben'. Dennoch scheint er darüber traurig zu werden, als auch der Herr das Wort 'liebhaben - PHILEO' bei der dritten Frage verwendet.
Warum wohl? Ist es, weil Jesus das 'göttliche lieben - AGAPAO' auswechselt mit dem 'freundschaftlich lieben - PHILEO'? Und sich somit auf seine menschliche Empfindungsebene einstellt? Oder ist es, weil Jesus mit dem dreimaligen Fragen ihn zart an seine dreimalige Verleugnung erinnert? Wie es auch sei, das Gespräch zeigt uns einige sprachliche Feinheiten der Liebe in der urtextlichen Version auf.

Agape.

AGAPE, das vierte und wichtigste Wort für 'Liebe'. Das dazugehörige Verb heisst AGAPAO, lieben. Es ist der stärkste Ausdruck im Neuen Testament, weil er direkt auf Gottes Liebe hinweist. Es heisst immer 'Liebe', ausser im Judas Brief Vers 12. Dort steht das Wort für ein 'Liebesmahl', so auch bei 2.Petrus 2,13.
P.Chantraine erklärt das Wort in seinem Lexikon: Im klassischen Griechisch bei Homer bedeutete es meist 'mit Zuneigung willkommen heissen', 'etwas wünschen, weil man es liebt', 'zufrieden sein mit...'.
Mit der Septuaginta Übersetzung des Alten Testaments in das Umganggriechisch (in die Koinä, ab ca.300 v.Chr.) verändert sich AGAPE in 'die sich hingebende, aufopfernde Liebe', besonders von Gott zu Mensch und umgekehrt. Im Neuen Testament wurde dann dieser AGAPE-Begriff mehr und mehr zur 'göttlichen, sittlich hochstehenden Liebe'.
Das Schul-Lexikon Benseler betont AGAPAO als 'hochschätzen' und ergänzt mit dem Verb AGAPAZO, das 'liebreich aufnehmen', 'begrüssen' etc. bedeutet. AGAPE-AGAPAO entwickelt sich somit in die Richtung von 'lieben infolge von Achtung'.
Das Lexikon von S.Schirlitz sieht bei AGAPE/AGAPAO eine Verwandtschaft mit AGAMAI, das 'staunen', 'sich wundern' heisst. Auch er betont AGAPE als 'die aus Achtung entspringende Liebe'.
Das Pavlow Lexikon sagt zu AGAPE/AGAPAO: 'Gern an und aufnehmen'. Von Menschen: 'liebevoll behandeln, gastlich empfangen, sich begnügen' etc. Pavlow fügt noch hinzu: Es wird von allen Liebesbezeichnungen gebraucht, auch vom 'Abschied nehmen (bei Bestattung)'. Ebenso möglich ist die Verwandtschaft zu AGAMAI: bewundern, verehren, Freude finden an etwas oder jemandem.

Die zu grosse Agape-Liebe?

AGAPE - ein grosser Anspruch! Ich traue mich ja kaum, darüber zu schreiben. Erstens taten dies schon hunderttausende vor mir und zweitens hängt von erstens ab: was soll ich dazu noch sagen? Und dennoch drängt es mich, wenigstens meine Schwachheit bezüglich des grössten Gebotes auszudrücken. Wie heisst es im Markus-Evangelium 12,29 - 31: "Höre, Israel...du sollst Gott deinen Herrn lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüte und von allen deinen Kräften...und du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Da ich das soll, wollte ich es auch tun. Warum nur gelang es mir auf keiner Ebene, so wie ich dachte, es hätte zu sein? Weder bei Gott, noch beim Nächsten, noch bei mir selbst gelang mir diese AGAPE - Liebe der 'du-sollst-Predigten'. Bis ich vier Wahrheiten herausfand, die mich sehr erleichterten...

  1. Ich werde!
  2. Was werde ich tun?
  3. Wo fange ich damit an?
  4. Es 'geschieht in mir'!

Ich werde!

Im griechischen Text des grössten Gebots steht nicht 'du sollst lieben', sondern 'du wirst lieben'! Interessant, der göttlich inspirierte Bibeltext sagt mir also, dass ich es - wann auch immer es sein wird - tun werde. Vielleicht nimmt es auch so zu, das Lieben, dass ich es kaum bemerke? Oder werde ich es 'so nebenbei' tun, wie es der gute Samariter tat, der neben seinen Geschäften sich um den Überfallenen kümmerte? Oder ist es die Hoffnung auf die Zeit, in der ich nicht mehr in diesem Körper lebe, sondern in der Herrlichkeit? Ich weiss es nicht. Ich weiss sowieso nicht wann ich so liebe, wie Christen es tun sollten. Aber es tröstet mich, dass es nicht nur mir so geht. Sondern vielen anderen Menschen, die ich kenne. Und dass es sogar ganzen Völkerschaften so ergeht, wie wir in Matthäus 25,31-46 lesen. Die wussten nicht einmal, wann sie den Mitmenschen (und somit dem Herrn) Gutes taten. Ich werde Gott lieben, ich werde den Nächsten lieben wie mich selbst - ein gute Botschaft!

Was werde ich tun?

Lieben. Das stärkste griechische Wort im Neuen Testament, AGAPAO, weist uns ja auf eine göttliche Komponente hin. AGAPE - die Liebe Gottes (die anderen drei Arten von Liebe weist man Gott eher selten bis nie zu - dabei kommt doch ALLES lieben von ihm!). Genauer betrachtet, lässt mich das Lieben zuerst einmal Achtung empfinden. Ich werde Gott achten, den Nächsten achten - und mich selbst. Diese 'aus Achtung entstandene Liebe' kann ich sogar auf meine Feinde übertragen. Jemand sagte einmal: "Von meinen Feinden kann ich oft mehr lernen, als von meinen Freunden". Zum Achtung empfinden gesellt sich das Staunen. Ich darf über Gott staunen, über meinen Nächsten staunen - und sogar über mich selbst! Wenn ich dazu jeden Moment meines bewusst gelebten Lebens bereit bin, werde ich aus der AGAPE-Liebe nicht mehr herauskommen!

Wo fange ich damit an?

Bei der Barmherzigkeit. Barmherzig sein heisst nur in einer Bedeutung 'Geld geben'. Meistens fängt die Barmherzigkeit woanders an. Im Alltag des Denkens und Redens zum Beispiel. Ich will Gott nichts unterstellen, meinem Nächsten nichts unterstellen. Mir selbst unterstelle ich ja auch nichts. Verstehe ich etwas von Gott nicht, denke ich 'barmherzig' bei der Sache: ich denke, Gott wird es schon gut meinen und es gut zum Ende führen. Höre ich was über meinen Nächsten oder sehe ihn gar etwas Unverständliches oder Schlechtes tun (meiner Ansicht nach), dann will ich 'barmherzig' sein und ihm erst einmal nichts Schlechtes unterstellen. Das wird mein Reden über ihn stark beeinflussen. Meine eigene AGAPE-Liebe ist nur sehr schwer - wenn überhaupt - messbar für mich. Aber meine Barmherzigkeit kann ich erkennen. Und darin zunehmen, wenn ich will.

Der Weg zur Liebe.

Die Liebe Gottes des Vaters zu uns Geschöpfen zeigte sich in Jesus Christus. Zum Glück! So wurde sie 'fassbar', wie es auch Johannes am Anfang seines 1. Briefes ausdrückt (1,1). Ob wir allerdings fassen, was Jesus uns in der Bergpredigt, in Matthäus 5,44-48 lehrt, steht auf einem anderen Blatt. Mich 'erschlug' es jeweils beim Lesen, besonders Vers 48.... Wie sollte ich je das erreichen?? So vollkommen sein wie Gott in den Himmeln?? Jedoch - wenn Jesus es sagt, muss es auch einen erreichbaren, praktisch anwendbaren Sinn haben, dachte ich mir. Und forschte weiter im Worte Gottes, aktivierte meinen Denksinn: 1.Vollkommenheit ist gebunden an Liebe, laut des Textes. 2.Vollkommen-sein, TELEIOS im Urtext, wird an anderen Stellen (z.Bsp. in Epheser 4,13) auch 'erwachsen-sein', 'reif-sein' genannt. Ich übersetze es zusätzlich mit 'zielgerichtet-sein', weil es mit TELOS, Ziel, verwandt ist. 3.Also muss ein Weg dazu existieren, weil ja keiner von uns Menschen ausgereift geboren wird...

Jesus ergänzt seine Aussagen der 'Bergpredigt' mit denen der Predigt 'in der Ebene', in Lukas 6,32-36. Dort sagt er aber nach den Versen über die Liebe nicht mehr "seid nun vollkommen wie euer Vater ist", sondern "werdet barmherzig wie euer Vater barmherzig ist"! SEID VOLLKOMMEN laut der Matthäus-Aussage wäre ein zu erstrebender zukünftiger Zustand. Und WERDET BARMHERZIG laut der Lukas-Aussage wäre ein Weg dazu. Barmherzig-sein, das verstehe ich gut! Das wünsche ich für mich, das kann ich bei meinen Mitmenschen praktizieren. Ich werde mit dieser Geisteshaltung des Vaters in den Himmeln zum Kind des Vaters werden. Ob ich liebe, müssen andere beurteilen. Ob ich barmherzig bin, merke ich selbst. Und ich erkenne Barmherzigkeit als den Weg zur Liebe.

Die drei Arten der Barmherzigkeit.

Es sind 1) TA SPLANGCHNA, 2) HO OIKTIRMOS und 3) TO ELEOS. Alle drei Worte werden oft gleichbedeutend übersetzt mit 'Barmherzigkeit, Erbarmen, herzliches Erbarmen, Mitleid' und ähnlichen Ausdrücken. Diese drei griechischen Worte in der oben angegebenen Reihenfolge gehen 'von innen nach aussen', von den innersten Gefühlen des Mitleids - zum äussern Helfen der tätigen Barmherzigkeit. Jesus handelte in allen drei Arten. Bei der Geschichte des Aussätzigen im Markus 1,40-42 erkennt man es gut: es bewegte ihn im Innersten (SPLANGCHNA), er sprach dem Kranken Mut zu (OIKTIRMOS) und er heilte ihn in der Tat (ELEOS).

SPLANGNIZOMAI ist das Verb, das Tätigkeitswort von TA SPLANGCHNA und heisst 'tief innerlich (genauer: 'in den Eingeweiden'!) von Erbarmen bewegt zu werden'. Es wird nur in den Evangelien und nur von Jesus gebraucht. Oder von Personen in seinen Geschichten, die Jesu Haltung verkörpern, wie zum Beispiel der 'gute Samariter' (Lukas 10,33) und der Vater des 'verlorenen Sohnes' (Lukas 15,20).

Wenn ich als bekennender Christ betone, dass ich 'Jesus in mein Herz aufnahm', also mich 'bekehrte', dann müsste dies an meiner wachsenden barmherzigen Haltung erkennbar sein. Sonst muss ich befürchten, dass Jesus entweder gar nicht 'eingetreten' ist oder in einer engen, religiösen Herzenskammer 'gefangen' gehalten wird!

Liebe 'geschieht in mir'!

Jesus hat das ganze Gesetz erfüllt (Matthäus 5,17) durch seinen Tod (Kolosser 1,22). Da steht nichts mehr gegen mich, wenn ich dies für mich annehme. Dies wird den meisten bibeltreuen Christen bekannt sein. Ist jedoch ebenso bekannt, dass Jesus das GANZE Gesetz erfüllt hat, somit auch das der Liebe? "Du sollst/wirst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst" heisst das grösste Gebot des GESETZES. Es ist ein Teil des Gesetzes, das kein Mensch halten konnte oder kann - sonst hätte es Jesus nicht für uns halten und erfüllen müssen. Nach seinem Tod kam er ins Leben zurück, fuhr gen Himmel und sandte den Heiligen Geist auf die Erde. Dieser Geist kommt nun IN die Menschen, die an die Erlösung Jesu glauben. Der Heilige Geist ist der Geist von Jesus. Somit wohnt Jesus IN den Gläubigen. Was auch, genau betrachtet, viel besser ist, als dass er so unter uns wäre, wie er damals BEI den Jüngern war. Jesus liebt in und durch uns, mit seiner AGAPE-Liebe. Es 'geschieht in uns' - es 'liebt in uns durch ihn', etwas seltsam ausgedrückt. Er hilft uns, sein neues Gebot aus Johannes 13,34 zu erfüllen: "Ein neu Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe..." Und genau das tut er auch. "Bleibt in mir und ich in euch" (Johannes 15,4). Und an die Römer (13,8) schreibt Paulus: "Wer liebt, hat das Gesetz erfüllt".
Lassen wir Jesus in uns anderen gegenüber Achtung zeigen - und staunen! Achten wir auf diesen inneren Werdegang. Es hilft uns aus dem Dilemma heraus, selbst - und allein - lieben zu müssen.

Das Hohelied der Liebe.

Im folgenden Text erlaube ich mir, die kurzen Aussagen, die Paulus an die Korinther schreibt (1.Korinther 13, ab Vers 4), zu vertiefen. Seine Aus-sagen kommen so absolut daher, dass ich schon einige Mühe mit dem Text hatte. Muss ich mich wirklich derart 'liebend' verhalten, allen, auch schlechten Menschen, gegenüber? Der Apostel, der - zum Beispiel in 1.Thessalonicher 5,21 - oft zu einem weisen christlichen Lebensstil auffordert, schreibt seine Worte über die Liebe nicht 'blauäugig'. Er will doch nicht seine Leser allem Betrug und Missbrauch der Menschen ausliefern! Das täte er aber, wenn sein 'Hohelied der Liebe', wie der Text auch genannt wird, nur auf die Mitmenschen Bezug nähme.
Mit Adolf Schlatter gehe ich einer Meinung, dass Paulus "zuerst alles Glauben und Hoffen auf Gott gerichtet sieht und in ihm begründet". Lesen wir die besagten Verse einmal so, dass wir uns zuerst den Gottesbezug vorstellen. Und dann erst den zu den Mitmenschen! Sie werden sehen - es entspannt uns gläubige Leser! Hier ist ein Auszug aus seinem Liebesbrief:
"Die (AGAPE) Liebe ist langmütig"...heisst es in den bekannten Übersetzungen ab 1.Korinther 13,4. Jedesmal wenn ich nun diese Verse lese, stelle ich mir vor, dass es wie folgt tönt: 'Die aus Achtung entstehende Liebe, die noch staunen kann, ist...langmütig...zeigt sich gütig...eifert nicht, ist nicht eifersüchtig, ist nicht neidisch...prahlt nicht (im Sinne des Parteiergreifens)...sie bläht sich nicht auf, gibt sich nicht angeberisch...benimmt sich nicht unschicklich...sucht nicht (nur) das Ihre...lässt sich nicht zum Zorn reizen, hinreissen...rechnet das Böse nicht an...freut sich nicht an der Ungerechtigkeit...freut sich mit über die Wahrheit...bedeckt alles, deckt alles zu, schützt alles wie unter einem Dach und gibt die Spannkraft einer Bedachung...glaubt alles, vertraut allem, ist in allem treu, traut dem anderen alles (Gute) zu...hofft alles...duldet alles, bleibt unter allem drunter, hält allem stand, hält alles aus! Fast allzu gewaltig kommen die vier 'ALLES' in den letzten vier Aussagen daher! Aber sind sie nicht aus Gottes Sicht so gewaltig? Kurz: Er bedeckt alles, er traut uns alles Gute zu, er duldet alles, er hält alles aus...und traut auch uns dies alles zu mit seiner Hilfe! Und in Vers 8: 'Die Liebe fällt niemals so hin, dass sie nicht mehr aufstehen könnte, sie geht niemals zugrunde!' Super! Aber warum eigentlich? - Weil sie Gottes Wesen ist!

Die Liebe ist stark wie der Tod.

Die Dramen der menschlichen Kultur und Dichtung besingen seit jeher das enge Verhältnis von Liebe und Tod. Sie siegen abwechselnd, das Schicksal, beziehungsweise die Dichtung, entscheidet den Ausgang. Im Hohelied Salomos, Kapitel 8, Vers 6, gibts es keinen Sieger zwischen den beiden. Sondern eine Patt-Situation: "Die Liebe ist stark WIE der Tod". Die Liebe wird andererseits in der Bibel als Wesen Gottes dargestellt: "Gott ist Liebe" (1.Johannesbrief 4,8 und 16). Gott ist die absolut höchste Macht. Dann muss die Liebe aber stärker sein als der Tod... Da das Wort Gottes sich nicht widerspricht - auch wenn es dem oberflächlich Lesenden oft so vorkommt - muss es eine Lösung aus dem 'Patt' zum 'Schachmatt' geben, also zum Sieg! Und zum Glück für uns alle gab es diese Lösung. Sie wurde zur Er-Lösung von dem Tod.

Die Liebe besiegt den Tod.

Die Liebe siegt durch die Liebe, durch sich selbst als Geisteshaltung des Gebens anstatt des Nehmens. Der Tod verhalf ihr sogar zum Siege, weil er nahm, was die Liebe gab: sich selbst! Sie liess sich besiegen (kreuzigen, töten) weil sie um das 'Danach', die Auferstehung, wusste! Als der Tod dagegen das Opfer von Jesus am Kreuzespfahl annahm, wusste er nicht, dass er den Sieg nicht 'behalten' konnte. Er musste Jesus, den sündlos Gestorbenen, wieder herausgeben. Dies geschah durch die Auferstehung von Jesus! Wie sollte der Tod dies auch wissen? Bisher konnte er ja alle Toten behalten! Selbst bei den bezeugten Auferstehungen in der Bibel, wie zum Beispiel bei Lazarus im Johannes-Evangelium, Kapitel 11, bekam er ihn einige Lebensjahre später wieder! Ausserdem 'siegt' der Tod gerne, sein Wesen ist nehmen, verderben, verschlingen. Folgende Bibelstellen erhellen diese Aussagen:
Apostelgeschichte 2,24: "Den (Jesus) hat Gott auferweckt und aufgelöst die Wehen des Todes, wie es denn unmöglich war, dass er sollte von ihm gehalten werden."
1.Korinther 2,8: "...welche (die Weisheit Gottes) keiner der Obersten dieser Welt erkannt hat, denn wo sie die erkannt hätten, hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt."

Der Tod ist die oberste, die höchste feindliche Macht in unserer Welt, der sichtbaren und der unsichtbaren. Als 'letzter Feind' oder 'höchster Feind' wird er besiegt (1.Korinther 15,26 und 55): "Der Tod ist verschlungen in den Sieg!" So kann man den Liebestod Jesu auch verstehen: Er, die zur Person gewordenen Liebe Gottes, gab sich in seinem Opfertod für die geliebte Schöpfung in den Tod.

So besiegte die Liebe den Tod durch den Tod für immer.