Der Feuersee, die ultimative Gerechtigkeit.

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Die Hölle?

Wenn Menschen von der Hölle reden, meinen sie meistens irgendwelche schrecklichen Erlebnisse oder Orte. Religiöse Menschen verbinden die Hölle mit Gottes Gericht. Seltsamerweise kennt aber ausgerechnet die Bibel den Begriff 'Hölle' nicht - nicht in ihrer ursprachlichen Form. Hebräisch-griechische Worte wie 'Scheol, Hades und Gehenna' wurden oft mit 'Hölle' übersetzt. Zum Beispiel im Lukasevangelium 12,5: "Fürchtet euch vor dem, der die Macht hat...in die Hölle (Gehenna) zu werfen." Mit dem Begriff 'Hölle' verbindet der deutschsprachige Leser alsbald grauenhafte Bilder - obwohl sich das deutsche Wort 'Hölle' - laut Bibellexikon -  nur von 'verhehlen,verbergen' ableitet. 
Aber wo nun 'verbirgt' sich die 'biblische Hölle', wo finden wir sie?

Der Feuersee, ein Gerichtsort.

Die biblisch genannte Gehenna-Hölle ist, meiner Meinung nach, ein Teil des Feuersees. Es ist ein Ort, den es in unserer heutigen Welt nicht gibt: nämlich ein Ort der ultimativen Gerechtigkeit. Dort vereinen sich in absoluter Gerechtigkeit die Legislative, Judikative und Exekutive des göttlichen Gerichtes. Das heisst, Offenlegung aller bekannten und heimlichen Gesetzesverletzungen mit genauester Wahrheitsfindung ohne Ansehen der Person. Jedes Strafmaß wird in einem Strafvollzug abgegolten bis "...der letzte Heller bezahlt ist", wie es die biblische Ausdrucksweise nennt (Matthäus Evangelium Kapitel 5,26 und 18,30).

Göttliche Gerechtigkeit.

Die 10 Gebote gelten als die Grundlage unserer alttestamentlich/christlich geprägten Gesetzesgebung. 
Im Gesetz Gottes, das durch die Engel angeordnet wurde (Apostelgeschichte 7,53), liegt der Grundgedanke der Gerechtigkeit: "Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuss um Fuss, Brandmal um Brandmal, Wunde um Wunde, Strieme um Strieme (Exodus 21,23-25)". Vergehen und Vergeltung ist genau aufeinander abgemessen.
Dies ist eine "Ausgangslage", die anschließend - durch Strafmilderung oder Strafverschärfung - geregelt wurde, ähnlich wie wir es heute in unseren Gesetzen handhaben.

Das "jüngste Gericht".

Dies ist ein Begriff im Deutschen, den es in anderen Sprachen nicht gibt. "The last jugement" oder "le dernier jugement" weisen sprachlich sofort auf das Wesenhafte dieses Gerichtes hin: es ist das letzte dieses Zeitalters. Sucht man biblische Referenzen dazu, wird man besonders im letzten Buch der Bibel fündig, in der Offenbarung. Man lese (zum Beispiel in der alten Lutherübersetzung) Kapitel 20,11-14 und finde dort Worte wie "vor dem grossen weißen Thron stehen", "alle Toten stehen vor Gott und werden gerichtet nach ihren Werken" und "die Hölle gab die Toten heraus". Überraschenderweise steht in diesem Text auch "die Hölle wurde in den Feuersee geworfen". Wie - selbst die "Hölle" wird gerichtet?! Um dazu mehr Klarheit zu erhalten, braucht es eine genauere Übersetzung aus dem griechischen Urtext. Das Wort "Hölle" heisst dort "Hades" (Totenreich). Dieses Totenreich wird, zusammen mit dem Tod selbst, in den Feuersee geworfen, dem offenbar ultimativen Gerichtsort. Abschliessend erhält der Feuersee noch eine zweite Bezeichnung - nämlich "der zweite Tod".

Der zweite Tod.

Dieser andere Name des Feuersees kommt viermal im Neuen Testament vor (Offenbarung 2,11 / 20,6 und 14 / 21,8). Die Aussage aus Kapitel 2,11 gibt tiefen Einblick in das, was ich "ultimative Gerechtigkeit" nenne. Die Gläubigen in Smyrna erhalten eine Verheissung (das ganze Schreiben an sie geht von 2,8 bis 2,11):
"Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: dem Siegenden wird kein Leid geschehen vom zweiten Tod". Mit anderen Worten: wer in Smyrna trotz ihm zugefügten Unrecht und Leid - bis zum möglichen Tod - im Glauben an Jesus festhält ("siegt"), dem würde kein Unrecht oder kein Leid, kein Schaden mehr geschehen. Sie kämen nicht in den Feuersee. Der "zweite Tod" könne über sie nach ihrem "ersten Tod", dem Sterben, keine Gerichtsbarkeit mehr ausüben.

Was macht der zweite Tod?

Der zweite Tod fügt Schaden und Leid zu. Die Verheissung lautet: "Dem Siegenden würde kein Leid, kein Schaden geschehen". Dies sagt das hier gebrauchte griechische Verb ADIKEO in seiner grammatikalisch gebrauchten Form ADIKETE aus. Das Verb ADIKEO setzt sich in der Wortverwandtschaft aus folgenden Begriffen zusammen: ADIKOS - ungerecht, DEIKNYMMI - aufzeigen, DIKE - Rechtssache, richterliche Entscheidung und Verurteilung. DIKE kommt u.a. im 2.Thessalonicherbrief Kapitel 1,8-9 vor, im Sinne von "gerechte Bestrafung erleiden". Man könnte dort sogar von einer "gerechten Abzahlung" oder "Vergeltung" sprechen. Die DIKE war die Göttin der (gerechten) Rache in der Antike. Wenn man dies weiss, versteht man besser die Reaktion der Inselbewohner in Apostelgeschichte 28,4! 
Zurück zum "zweiten Tod". Er richtet, durchrichtet im Feuer. Er rächt, er vergeltet jedes ungesühnte Unrecht. Er richtet nicht nur solches, was zum Tode der Leidenden führte, sondern JEDES Unrecht. Er ist "der Garant" der absoluten Gerechtigkeit.

Der Tod des Todes.

Den zweiten Tod nenne ich "den Tod des Todes". Warum? Weil er den Tod und alles, was irgendwann und irgendwo zum Tode führte, sühnt. Umgekehrt gesagt: Der zweite Tod deckt alles auf, was nicht zum Leben führt. Jeder verursachte Schmerz, jede Gemeinheit, jedes grosse oder kleine Verbrechen muss beim Verursacher aufgedeckt und dann als gerechte Sühnung im "zweiten" Tod selbst durchlitten werden. Das gilt für alle Wesen: für Mensch, Tier und die ganze Schöpfung, die sichtbare und unsichtbare - somit auch für gefallene Geister.
Gott, der alles weiss und alles mitdurchlitt, übergibt dem zweiten Tod alle Vollmachten dazu. Es wird alles gerichtet - in Tat, Wort und Motiv. Jetzt kommt das Grundgesetz der ausgleichenden Gerechtigkeit "Auge um Auge,  Zahn um Zahn..." zur vollen Geltung. 
Alles wird in den zweiten Tod geführt, alles durchläuft einen zweiten Sterbeprozess. Die Verursacher erleiden an ihrem eigenen Wesen das verursachte Leid. Bis alle Schuld gesühnt ist.

Und dann?

Der zweite Tod tötet. Schritt für Schritt. Alle und alles im Feuersee. Zum Schluss, als letzter und mächtigster Feind des Lebens, kommt der Tod selbst an die Reihe! Endstation.
Jedoch: Wirklich "Endstation"? Wäre ein "danach" denkbar? Tötet der zweite Tod vielleicht zu neuem Leben? 
Vielleicht ermöglicht dieses zweite Sterben einen neuen Anfang nach der Vollendung eines äonenlangen schmerzlichen Prozesses? Bei allem und allen, die im Feuersee abbüssen?
Ist nicht Gott ein Gott des Lebens? Können wir so die Erfüllung der Aussage im 1.Korintherbrief 15,28 verstehen, "...damit Gott sei alles in allen"?

Gesetz und Gnade.

Nach diesen Ausführungen mag mancher Leser sagen: das Gesetz ist gut. Wir alle wünschen uns Gerechtigkeit. Aber wo ist denn nun die Gnade? Ist ein bekennender Christ, ein an das Erlösungswerk Jesu Christi glaubender Mensch von diesem letzten Gericht betroffen?
Ich denke nicht. Der an Jesus Glaubende, treu an der Glaubensbeziehung festhaltende, geht durch ein täglich gelebtes "Glaubensgericht". Dies könnte das sein, was Paulus mit der Aussage im 1.Korintherbrief 15,31 meint: "Ich sterbe täglich". Oder was er mit dem "sich selber richten" meint? Dazu zitiere ich den ganzen Text aus 1.Korinther 11,31-32: 
"Denn wenn wir uns selber richteten, so würden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber gerichtet werden, so werden wir von dem Herrn gezüchtigt (besser:"erzogen wie ein Kind"), damit wir nicht samt der Welt (besser: samt dem Kosmos) verurteilt werden." Gehen wir nicht durch ein tägliches, inneres Feuergericht zu unserer Läuterung, und werden nicht auch unsere Werke durch Feuer geprüft (vergleiche mit 1.Korinther 3,10-15)? Wer durch dieses Feuer geht, entgeht dem Feuer im Feuersee.
Ein auf Jesus vertrauender, gläubiger Mensch hat die Gnade (das Geschenk) seiner Sündenvergebung angenommen. Die Gnade erfüllt das vom Gesetz geforderte Urteil zu allen Sünden - selbst das Todesurteil für Sünden, die den Tod verdienen. Die Gnade berechnet nicht  "Auge um Auge, Zahn um Zahn", sondern sie beschenkt mit Vergebung. Und der Beschenkte weiss: selbst wenn er stirbt, so hat der zweite Tod kein Anrecht mehr an ihm.

Wo ist der Feuersee?

Viele stellen sich diesen schrecklichen Strafort in weitester Ferne vor. Weit unter der Erde, besser noch weit weg im sogenannten Weltraum. So weit wie möglich weg von Gott und seinen paradisischen Orten. Denn hat Gott nicht alles Verurteilungswürdige durchs Gericht ausgestoßen?
Nein, hat er nicht. Meiner Meinung nach muss auch dieser Ort dem allgegenwärtigen, all-liebenden Schöpfer aller Schöpfung nahe sein. Der zweite Tod ist ein Bevollmächtigter von ihm, wie ein Teil von ihm.
Johannes darf in seiner Offenbarung (Kapitel 1,12-16) eine Herrlichkeitsgestalt beschreiben, die auch uns Offenbarung/Verständnis geben kann. Johannes sieht, dass ihre Füße brennen. Oder ähnlich wie in einem Hochofen stehend, ihre Füße brennend glühen - ein Hinweis auf den Feuersee? Vielleicht. Diese ganze Herrlichkeitgestalt ist eine Gerichtsgestalt und birgt viele Geheimnisse. Viele Ausleger sehen in ihr eine Christusgestalt, eine göttliche Darstellung. Ich denke ähnlich. Und finde, dass die ultimative Gerechtigkeit sicher als "göttliche Chefsache" in diese Darstellung hineinpasst.