Kapitel 2

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Erstes Ziel verfehlt!

1. Mo. 1, 26+27: "Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen in unserem Bilde, nach unserem Gleichnis; und sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über das Gevögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das sich auf der Erde regt! Und Gott schuf den Menschen in seinem Bilde, im Bilde Gottes schuf er ihn; männlich-weiblich schuf er ihn."

Wie schon zu Beginn ist der Plural hier sehr auffällig. Aber "uns ähnlich" spricht nicht etwa nur die äusserliche Ähnlichkeit an, sondern er ist auch innerlich sowie im Handeln gottgleich: der Mensch soll zunächst über die Tiere herrschen - und Gott herrscht ja auch.

"Männlich-weiblich schuf er ihn". Was haben wir darunter zu verstehen? Es bedeutet, dass wir hier einen deutlichen Hinweis auf die Zweipoligkeit finden: Mann und Frau waren als zwei existente Persönlichkeiten in Adam vereint.

Zu bemerken ist ebenfalls, dass nach dem Sabbat nur noch umgeformt wurde, nicht mehr neu kreiert. Und umformen kann der Satan auch...
Ein Beispiel für die Umformung, die Gott nun macht, ist die Erschaffung der Männin: ein Mensch (Adam) wurde in zwei Menschen (Adam und seine Männin) umgeformt.

Noch einmal wird deutlich, dass alles nach dem sechsten Schöpfungstag mit Mutation (Veränderung) zu tun hat. Jetzt fängt die Historie an, nachdem Gott die Grundlage geschaffen hatte.

Aber es gab von Beginn an eine Einschränkung: "Und Jehova Gott gebot dem Menschen und sprach: Von jedem Baume des Gartens darfst du nach Belieben essen; aber von dem Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon issest, wirst du gewisslich sterben." 1. Mo. 2, 16-17

Ohne Einschränkungen wäre der Plan Gottes nicht umsetzbar gewesen, den Gott mit dem Adam vorgehabt hatte. Adam war ein sehr gottähnliches Geschöpf und Gott wollte, dass Adam wachstümlich immer mehr zu seinem (Gottes) Gegenüber werden sollte. Das eigentliche Ziel, die höchste Herrlichkeitsstufe, wäre gewesen: Gott und Mensch verschmelzen am Schluss zu einem, werden eins.

Vergleichen wir Jesus und seine Gemeinde: Jesus erwartet von der Gemeinde, dass sie ihm nachfolgt, dass sie gehorsam ist und immer mehr in Jesu' Bild verwandelt wird, ja am Schluss einen Leib mit ihm bildet!

Dazu 2. Kor. 3, 18 und Apg. 5, 32:
"Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach dem selben Bilde von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist."

"Und wir sind seine Zeugen von diesen Dingen, aber auch der Heilige Geist, welchen Gott denen gegeben hat, die ihm gehorchen."

Wir müssen in Jesus verwandelt werden, da er keine artfremde Braut heiraten kann; der Mensch kann ja auch nur mit dem Menschen Menschen zeugen.

Wenn Adam diese Prüfung, die Einschränkung einzuhalten und zu respektieren, bestanden hätte, wäre er sehr langsam, eben wachstümlich, in diese Weisheit reingewachsen und am Schluss hätte Adam wahrscheinlich auch von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen essen dürfen. Doch bis dahin hätte es immer mehr Tests, Prüfungen gegeben, deren Schwierigkeitsgrad immer gestiegen wäre, jedoch immer der "Machbarkeit, Erfüllbarkeit" Adams angepasst. Es ist gleich wie heute noch bei uns: im Kleinen gehorsam sein ist alles!

Zudem war es auch ein Schutz für Adam, denn Gott legt uns nur Lasten auf, die wir (er)tragen können. Adam wäre überfordert gewesen, da er es zu diesem Zeitpunkt noch nicht ertragen hätte, Gut und Böse nebeneinander zu erkennen; Adams moralische Kraft war nicht so gross wie die Gottes. Denn wenn ich weiss, was gut und was böse ist, muss ich darauf auch richtig reagieren können. Es ist oft besser, gewisse Dinge nicht zu wissen, weil man sie entweder nicht verkraften würde oder die Lust darauf zu gross, zu unwiderstehlich würde.

Bemerkenswert ist, dass die Erkenntnis des Guten und Bösen nur mit einer Frucht vermittelt wurde, das bedeutet, dass in einer Frucht beides drin war. Dies führt uns in die Gedankenwelt des Dualismus. Das heisst, zwei gegenteilige Kräfte wirken gleichwertig miteinander und schaffen so einen Ausgleich.
Ohne "kreatürlichen" Dualismus ist unsere Welt undenkbar: der weise Salomo spricht das im Buch Pred. 3, 1-8 aus:
"Alles hat eine bestimmte Zeit, und jedes Vornehmen unter dem Himmel hat seine Zeit. Geborenwerden hat seine Zeit, und sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, und das Gepflanzte ausreissen hat seine Zeit; töten hat seine Zeit, und heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, und bauen hat seine Zeit; weinen hat seine Zeit, und lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, und tanzen hat seine Zeit; Steine werfen hat seine Zeit, und Steine sammeln hat seine Zeit; umarmen hat seine Zeit, und vom Umarmen sich fernhalten hat seine Zeit; suchen hat seine Zeit, und verlieren hat seine Zeit; aufbewahren hat seine Zeit, und fortwerfen hat seine Zeit; zerreissen hat seine Zeit, und nähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, und reden hat seine Zeit; lieben hat seine Zeit, und hassen hat seine Zeit; Krieg hat seine Zeit, und Frieden hat seine Zeit." Pred. 3, 1-8

Alles hat also sein "gleichwertiges Gegenteil". In der geistigen Welt stimmt das jedoch nicht: Gottes "Gegenteil", der Satan, ist nie und nimmer "gleichwertig" mit Gott! Im bekannten Zeichen Yin und Yang, das ebenfalls ein Zeichen eines gewissen Dualismus ist, fallen die beiden Punkte auf, die in der jeweiligen Mitte der Felder stehen. Sie bedeuten: in allem Schlechten ist auch ein guter Kern und in allem Guten ist auch ein schlechter Kern. Der Christ kann diese Aussage nicht akzeptieren, weil er weiss, dass Gott Licht und Liebe und nichts Dunkles in ihm ist:

"Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist Liebe." 1. Joh. 4, 8

"Und dies ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: dass Gott Licht ist und gar keine Finsternis in ihm ist." 1. Joh. 1, 5

Zurück zu Adam und seinem Baum-Problem.

Adam war zum "Frucht - Baum - Zeitpunkt" auch noch auf der Kindlein-Stufe. Es ist dies die unterste der vier Wachstumsstufen, die im folgenden Text aufgezeigt sind:
"Ich schreibe euch, Kindlein, weil euch die Sünden vergeben sind um seines Namens willen. Ich schreibe euch, Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang ist. Ich schreibe euch, Jünglinge, weil ihr den Bösen überwunden habt. Ich schreibe euch, Kinder, weil ihr den Vater erkannt habt. Ich habe euch, Väter, geschrieben, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang ist. Ich habe euch, Jünglinge, geschrieben, weil ihr stark seid und das Wort Gottes in euch bleibt und ihr den Bösen überwunden habt." 1. Joh. 2, 12-14

Es geht um den Test, die moralische Kraft, die Adam noch nicht hat und um den Gehorsam wie ein Kind! Dazu 1. Kor. 14, 20: "Brüder, werdet nicht Kinder am Verstande, sondern an der Bosheit seid Unmündige, am Verstande aber werdet Erwachsene."

Aber was bedeutet das, "Kindlein-Stufe" ?
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Geistliche Wachstumsstufen

Beispiel: Lehre des Johannes

1. Joh. 2, 12-14: "Ich schreibe euch, Kindlein, weil euch die Sünden vergeben sind um seines Namens willen. Ich schreibe euch, Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang ist. Ich schreibe euch, Jünglinge, weil ihr den Bösen überwunden habt. Ich schreibe euch, Kinder, weil ihr den Vater erkannt habt. Ich habe euch, Väter, geschrieben, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang ist. Ich habe euch, Jünglinge, geschrieben, weil ihr stark seid und das Wort Gottes in euch bleibt und ihr den Bösen überwunden habt."

Die vierfache Entwicklung eines Menschen ist im NT öfters bezeugt. Bei Jesus haben wir gleich zwei Aussagen hintereinander.

Lk. 2, 40: "Das Kindlein aber wuchs und erstarkte, erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade war auf ihm."

Lk. 2, 52: "Und Jesus nahm zu an Weisheit und an Grösse und an Gunst bei Gott und den Menschen."

In Lukas 2, 40 heisst es:
1. wachsen
2. stark werden
3. voller Weisheit werden
4. begnadet sein

In Lukas 2, 52 heisst es:
1. Fortschritte in der Weisheit machen
2. altersmässig an Statur zunehmen
3. begnadet bei Gott
4. begnadet bei den Menschen.

Bekannt ist das vierfache Empfangen des Wortes Gottes auf verschiedenem Grund: Samenkörner fallen auf den Weg, auf den Fels, unter die Dornen und auf gutes Land - vier Menschentypen oder vierfaches Verarbeiten des Gehörten...
"Dies aber ist das Gleichnis: Der Same ist das Wort Gottes. Die aber an dem Wege sind die, welche hören; dann kommt der Teufel und nimmt das Wort von ihrem Herzen weg, auf dass sie nicht glauben und errettet werden. Die aber auf dem Felsen sind die, welche, wenn sie hören, das Wort mit Freuden aufnehmen; und diese haben keine Wurzel, welche für eine Zeit glauben und in der Zeit der Versuchung abfallen. Das aber unter die Dornen fiel sind diese, welche gehört haben und hingehen und durch Sorgen und Reichtum und Vergnügungen des Lebens erstickt werden und nichts zur Reife bringen. Das in der guten Erde aber sind diese, welche in einem redlichen und guten Herzen das Wort, nachdem sie es gehört haben, bewahren und Frucht bringen mit Ausharren." Lk 8,11-15

Der erste Typ scheint auf den "Gewohnheitsmenschen" hinzuweisen. Er geht seine (ausgetretenen) Wege. Darauf kann kein Same des Neuen Wurzeln fassen! Der zweite Typ weist auf den oberflächlich hörenden, reagierenden Menschen hin. Begeisterungsfähig voll dabei bis... eben, "bis". Das war's dann. Kommen Probleme, Hindernisse, lassen diese Menschen gleich all das Neue wieder fallen.

Der dritte Typ ist einerseits der sorgenvolle oder andererseits der Vermögensvolle. Scheinbar gegensätzlich, ähneln sie sich doch sehr im "Vollsein". Sie bemerken schwerlich die geistliche Leere um sich herum, das Aufwachsen der Dornen. Ihr Selbstbezug führt zum Ersticken, ihr sich um sich selbst drehen macht sie blind für die sie umgebenden Dornen-Gefahren.

Erst der vierte Typ steht als Menschentyp da, der die richtige Innerlichkeit für das Wort Gottes hat und die nötige Geduld mit sich selbst und mit anderen aufbringt. Dieser Typ wird im Wachstum "bis zur Ähre", bis zum Fruchttragen durchhalten.

Doch da es keine „reinen Typen" unter uns gibt - oder nur ganz selten - darum erkennen wir uns oft als „Mischtypen" in unseren Schwächen. Wir neigen charakterlich zu einem Typ, und tragen die anderen spurenmässig oder prozentual mit uns. In den bekanntesten Modellen der Psychologie, wie zum Beispiel der vierfache Menschentyp als Melancholiker / Choleriker / Sanguiniker und Phlegmatiker sieht man das relativ einfach: wenn ein Sanguiniker (= ein relativ quirliger Mensch) plötzlich seine phlegmatische Seite zeigt.

So sind wir von vielen Seiten im Lukas-Typen-Text angesprochen. Immer jedoch steht das Ziel vor uns - das Fruchttragen.
Darauf geht Markus in Mark. 4, 26-28 ein:
"Und er sprach: Also ist das Reich Gottes, wie wenn ein Mensch den Samen auf das Land wirft, und schläft und aufsteht, Nacht und Tag, und der Same spriesst hervor und wächst, er weiss selbst nicht wie. Die Erde bringt von selbst Frucht hervor, zuerst Gras, dann eine Ähre, dann vollen Weizen in der Ähre."

Hier wird in aller Kürze ein vierfaches Stadium Same - Halm - Ähre - Weizen aufgezeigt, gut zu vergleichen mit eines Menschen Wachstumsweg im Glauben.

Doch das in unserer Sicht „Vater -Gott Gott und Mutter- Gott" näher kommende Beispiel steht im eingangs erwähnten Johannestext seines ersten Briefes. Schauen wir das etwas näher an.

Zuerst spricht er die "Kindlein" an, dann kommen (in unterschiedlicher Reihenfolge) die "Kinder", die "Jünglinge" und die "Väter" dran. Vier Stufen, die er in der Gemeinde sah. Und wie er eine besondere Botschaft an jede geistliche Altersstufe bereit hatte... doch nun zu den Benennungen im Griechischen. Sie geben uns tieferen Einblick.

1. Joh. 2, 12: "Ich schreibe euch, Kindlein, ..." - "TEKNIA". Es kommt von TEKNON und ist in Diminutiv-Form geschrieben, das heisst, in Verkleinerung oder „Verniedlichung". Johannes benutzt einen Liebes-Kosenamen. Doch warum gerade dieses Wort? Wir sehen folgende Erklärung:
TEKNON kommt von TIKTOO = gebären. Aus einer Mutter geboren werden. Ganz praktisch, nicht etwa abstrakt! Die Kindlein-Stufe im Glauben ist eine Zeit, in der sich Gott als Mutter dem Neugeborenen Christ offenbaren will. Die Sache macht Sinn: wie im natürlichen Lebensanfang braucht der junge Christ Wärme, Milchnahrung, viel Geduld und Zuwendung. Seine "Weisheit" ist ein freudiges Geplapper, ein Nachsprechen der Mutterworte (darum "Muttersprache" und nicht "Vatersprache"), ein Reagieren auf das gemeindliche Umfeld, das eine neue Welt für ihn ist. Ältere Christen, die Neulinge betreuen, sollten sich das öfters vor Augen halten - es würde vielen einen "natürlicheren" Lebensstart ermöglichen.

Nun zur Anrede "Kinder - PAIDIA". Auch hier wieder ein Diminutiv, derjenige von PAIS abgeleitet. Dieses Wort wird mit Knabe / Mädchen - Sohn / Tochter - Sklave / Diener oder kurz mit Kind übersetzt. Wichtig für uns ist, dass es von PAIDEUOO, von "erziehen", abgeleitet wird. Das deutsche Wort „Pädagoge" - Lehrer (von Kindern) und ähnliche Lehnwörter weisen auf "Erziehung" hin. Nun kommt nämlich auf den jungen Christ Arbeit zu! Ein Hören-lernen und Gehorchen-lernen der Vateranweisungen.

Das Kindlein wurde zum Kind; die Mutter gibt nun dem Vater die Erziehungshauptaufgabe ab. Deshalb ergänzt auch Johannes "Ich schreibe euch, Kinder, weil ihr den Vater erkannt habt." Ein Sohn muss auch Knecht sein können - um nicht verzogen, nicht verzärtelt zu werden. Beispiel Königshäuser: die Prinzen müssen an Schulen mit vielen Jugendlichen aus vielen Ständen. Sie müssen zum Beispiel den Militärdienst wie alle anderen von unten an leisten. Das formt den Charakter eines Menschen, wenn er lernt wie andere... sind wir Christen nicht Söhne/Töchter bei Gott im Sohne Jesus Christus? Sind wir nicht Prinzen, die zur Herrschaft erzogen werden - über das Böse heute, über das kommende Zeitalter morgen?

Ein Kind, ein PAIS, bleibt nicht stehen, es entwickelt sich zum Jüngling, jungen Menschen (beiderlei Geschlechts). Der Apostel spricht nun den NEANISKOS an.

Die Silbe NEA... oder NEO... kennen wir aus Wortbildungen wie "Neoheiden", d.h. "neue Heiden" (Menschen, die in christlich genannten Ländern aufwachsen, aber nicht mit expliziten christlichen Inhalten erzogen werden). Kurz - der NEANISKOS hat mit Neuem zu tun, mit frischem, mit jugendlicher Kraft (vgl. auch: ital. neonato = neugeborenes Kind). Einer, der die Qualitäten der Jugend hat. Aber auch ihre Schwächen. Denn stark kann auch gewaltsam sein, forsch auch ungestüm, mutig auch draufgängerisch und so weiter!

Es ist die Aufbauzeit im Reich Gottes. Die visionäre Zeit. Die Kampfeszeit, wo gegen viele Feinde und Hindernisse dennoch etwas entsteht. Ein wunderbarer, herausfordernder Lebensabschnitt, in dem das Wort Gottes Gestalt annimmt und der Böse Niederlagen einstecken muss. Die "Jünglinge" spricht Johannes zweimal an in den Versen 12-14. Ab Vers 15 bis 17 erklärt er ihnen den dreifachen Kampf, den schon das erste Menschenpaar im Paradies focht und verlor. Jesus als zweiter Adam kämpfte ihn ebenfalls - und gewann. Es ist der Kampf gegen "die Lust des Fleisches" (Leib, Körperebene), "die Lust der Augen" (Seelenebene) und "der Stolz des Lebens" (Geistesebene). Bei Eva steht im 1. Mo. 3, 6 folgendes:
"Und das Weib sah, dass der Baum gut zur Speise, und dass er eine Lust für die Augen, und dass der Baum begehrenswert wäre, um Einsicht zu geben; und sie nahm von seiner Frucht und ass, und sie gab auch ihrem Manne mit ihr, und er ass."

Also wieder die drei Ebenen:
1. "gut zur Speise" - Körper
2. "eine Lust für die Augen" - Seele
3. "begehrenswert, um Einsicht zu geben" - Geist

Die komplette Versuchung!

Jesus wurde im Lukas-Bericht (Lk. 4, 1-13) in der gleichen Reihenfolge versucht. War er in seiner "Neaniskos-Zeit"?

Als nächste spricht Johannes die „Väter" an, die PATER. Der katholische Priester ist auch bei uns als "Pater" wohlbekannt. Johannes sagt im Text: "Ich schreibe euch, Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang ist." Pater - Priester. Ein priesterlicher Blick auf Gott, den Ewigen. Ein reifer Blick auf den Unfassbaren, der alles im Blick und im Griff hat. Auf der PATER-Stufe lässt sich der Gläubige nicht mehr so schnell aus der Ruhe bringen - er hat nicht mehr die Tagesprobleme im Blick allein, sondern die grossen Zusammenhänge, die zu ihnen führten - und aus denen die Lösung zu finden ist...

Die "Pater-Gesinnung" hat mit "Patria", das ist Familie und Vaterland, zu tun. Sie blicken auf Herkunft und Erbe. Sie bewahren und erfassen Neues, um ans Ziel zu kommen. Gesegnet eine Familie, gesegnet eine Gemeinde, in der "Väter und Mütter in Christo" vorhanden sind! Der VATER begreift:
"...auf dass ihr völlig zu erfassen vermöget mit allen Heiligen, welches die Breite und Länge und Tiefe und Höhe sei, und zu erkennen die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus, auf dass ihr erfüllt sein möget zu der ganzen Fülle Gottes." Eph. 3, 18-19

Der Vater begreift - nicht nur Breite, Länge und Tiefe (= unsere Welt, materialistisch), sondern auch die Höhe, den Adlerblick, das Transzendente, das Durchdringende. Er erkennt die alles umfassende Liebe Christi. Diese verlässt den uns bekannten Raum der Umwelt, des Lebens. Diese durchbricht Raum und Zeit. Väter können warten, wie "Gottes Mühlen mahlen: langsam, aber trefflich fein". Väter sehen den Anfang und das Ende von Gottes Werk, ohne sich auf dem Wege dazu zu beunruhigen!

So wachsen wir alle im Glauben. So sind wir auch „unfassbare" im Glauben, manchmal sogar für uns selbst... wir können sehr wohl auf einem oder mehreren Glaubensdingen als "Väter/Mütter" dastehen und sogleich in anderen Gebieten auf "Kindlein-/Kinder-/Jünglingsstufe" stehen.

Als Beispiel: Jemand kann sich in der Seelsorge gut einfühlen und gibt passende, befreiende Ratschläge. Zur gleichen Zeit verurteilt jener Seelsorger hart eine Lehrmeinung eines anderen Reichgottesarbeiters und etikettiert ihn als "Irrlehrer"! Somit wäre diese Person auf „VATER-Stufe" in der Seelsorge und "KINDLEIN-Stufe" im Beurteilen anderer Lehrmeinungen. Wachstum heisst von "unten nach oben", von Unreife zu Reife. Wachstumsstop ist Stehen-bleiben und - eventuell - festigen des Erreichten (s. Knotenbildung beim Halm). Nun gibt es aber auch Rückfälle, teilweise oder gar ganzheitlich, oder verschiedene Wachstumsgeschwindig-keiten. Ein Beispiel für verschiedene Wachstumsgeschwindigkeiten bei einer Person:

KINDLEIN Kindlein in Beurteilung anderer Dienste, Lehrmeinungen.
KIND Kind in Bibelkenntnis
JÜNGLING Jüngling in Ziel, Vision
VATER Vater in Seelsorge

Der Same Gottes, die unterste Stufe, ist die "Bekehrung" (Wiedergeburt). Diese Darstellung ist ein Beispiel. Die erwähnten Dinge wie "Seelsorge, Vision, Bibelkenntnis und Beurteilung" sind natürlich austauschbar und nicht vollständig.

Fragen

1. Wie würdest du dich in obiger Abstufung einordnen? Wo bist du Vater/Mutter, wo noch Kind, etc? Wenn möglich lasse du dich zusätzlich von einem Menschen "einordnen", der dich gut kennt!

2. Wo habe ich andere Mitchristen nicht „in ihrer Stufe erkannt" und sie somit im Verstehen oder in Aufgaben über- oder unterfordert?

3. Wo passierte mir das durch Leiter/innen?

4. Nenne einige "mütterlich-weibliche" / "väterlich-männliche" Züge ihres Glaubenslebens!